Nervus occipitalis major

Anatomie, Funktion und Differenzialdiagnostik

Nervus occipitalis major

  • Funktion:
    Der Nervus occipitalis major ist ein rein sensibler Nerv, der keine motorischen oder vegetativen Anteile besitzt. Er versorgt die Haut am Hinterkopf sensorisch und leitet Berührungs-, Schmerz- und Temperaturempfindungen aus dem Bereich des Okziputs (Hinterhaupts) an das zentrale Nervensystem weiter. Als rein sensibler Nerv spielt er eine wichtige Rolle bei der Wahrnehmung von Berührungs- und Schmerzreizen am Hinterkopf. Kompression oder Irritation können zu spezifischen Schmerzsyndromen führen.
  • Segment:
    Der Nervus occipitalis major entspringt hauptsächlich aus dem dorsalen Ast des zweiten Zervikalnervs (C2). Das Segment C2 ist sowohl für die sensorische Versorgung des Hinterhaupts als auch für einen Teil der Haut des oberen Nackenbereichs verantwortlich. Aus diesem Segment entspringt ein Großteil der sensiblen Afferenzen, die in die Kopfhaut ziehen, was erklärt, warum Dysfunktionen in diesem Segment zu Schmerzen und Missempfindungen im Hinterkopf führen können. Die segmentale Zuordnung des Nervus occipitalis major ist daher klinisch relevant, besonders bei der Diagnose von radikulären oder peripheren Nervenschäden.
  • Plexus:
    Der Nervus occipitalis major entspringt nicht aus einem klassischen Nervengeflecht (Plexus), sondern direkt aus dem dorsalen Ast des zweiten Zervikalnervs. Der Plexus cervicalis (C1-C4) übernimmt jedoch eine übergeordnete Rolle bei der Versorgung der Hals- und Nackenregion. Obwohl der Nervus occipitalis major nicht unmittelbar aus dem Plexus cervicalis hervorgeht, steht er funktionell in Verbindung mit den sensiblen und motorischen Anteilen dieses Plexus. Bei pathologischen Prozessen im Plexus cervicalis kann es zu veränderten Empfindungen im Bereich des Hinterkopfes kommen, da der Plexus eine enge Beziehung zu benachbarten Nervengeflechten und deren sensorischen Anteilen hat.
  • Präziser Verlauf des Nervs:
    • Der Nervus occipitalis major tritt nach seinem Ursprung aus dem dorsalen Ast von C2 durch die tiefe Nackenmuskulatur, insbesondere den M. semispinalis capitis. Er zieht zwischen den Muskelbäuchen der tiefen Nackenmuskulatur hindurch und verläuft unter der Fascia nuchae in Richtung der Kopfhaut. Seine Endäste verteilen sich in der Haut des Hinterkopfes bis zum Scheitelbereich.
    • Symptome und Syndrome bei lokaler Kompression:
      • Lokale Kompressionen des Nervus occipitalis major treten oft im Bereich der tiefen Nackenmuskulatur auf, vor allem wenn Muskeln wie der M. semispinalis capitis durch Verspannungen oder Triggerpunkte den Nerv mechanisch einengen. Dies kann zu Okzipitalneuralgien führen, die sich durch heftige, bohrende oder stechende Schmerzen im Bereich des Hinterkopfes äußern. Typisch ist eine Schmerzverstärkung bei Druck auf den Nerv oder Bewegungen, die den Muskeltonus erhöhen. Berührungen können ebenfalls überempfindlich sein (Allodynie).
    • Symptome und Syndrome bei peripherer Kompression:
      • Eine periphere Kompression, wie sie durch externe Druckeinwirkung, beispielsweise durch enge Kopfbedeckungen oder Kopfstützen, entstehen kann, führt zu ähnlichen Beschwerden. Die Symptome äußern sich in tauben, brennenden oder stechenden Empfindungen im versorgten Hautareal. Besonders typisch sind dumpfe, lang anhaltende Schmerzen, die mit einer gewissen Taubheit oder Hypästhesie einhergehen können.

2. Innervation des Kennmuskels

Der Nervus occipitalis major innerviert keine spezifischen Kennmuskeln, da er ausschließlich sensorische Funktionen übernimmt. Die Bewegungen des Kopfes und die Muskulatur des Nackens werden über andere motorische Nerven, vor allem aus dem Plexus cervicalis, gesteuert.


3. Innervation aller weiteren Muskeln

Da der Nervus occipitalis major keine motorischen Anteile besitzt, innerviert er keine Muskeln. Seine Funktion ist rein sensorisch und beschränkt sich auf die Versorgung des Hinterkopfbereichs.


4. Ganglien

  • Lokalisation und Innervationsgebiete:
    • Die sensorischen Fasern des Nervus occipitalis major entspringen aus dem Spinalganglion des C2-Nervs. Dieses Ganglion liegt zwischen dem ersten und zweiten Halswirbelkörper (C1 und C2) und enthält die Zellkörper der afferenten Neurone, die sensorische Informationen aus dem Hinterkopfbereich leiten. Das Spinalganglion ist entscheidend für die Weiterleitung von sensorischen Signalen aus der Kopfhaut und übernimmt eine wesentliche Rolle in der Verarbeitung von Berührungs- und Schmerzreizen.
  • Symptome und Syndrome:
    • Dysfunktionen oder Schädigungen des Spinalganglions von C2, beispielsweise durch degenerative Veränderungen der Halswirbelsäule, Trauma oder entzündliche Prozesse, können zu einer verstärkten Schmerzempfindlichkeit (Hyperalgesie) im Hinterkopfbereich führen. Ein typisches Syndrom ist die Okzipitalneuralgie, bei der die Schmerzen bis in die Schädelbasis ausstrahlen können. Auch neuropathische Schmerzphänomene wie stechende oder brennende Schmerzen können auftreten, insbesondere wenn das Spinalganglion durch strukturelle Veränderungen irritiert wird.

5. Sklerotome

  • Lokalisation und Innervation:
    • Das Sklerotom von C2 umfasst Knochenstrukturen im oberen Halswirbelbereich, insbesondere den Bereich um die Atlas- und Axisgelenke. Diese Strukturen können indirekt durch segmentale Einflüsse des C2-Nervs beeinflusst werden, obwohl der Nervus occipitalis major direkt keine Knochenstrukturen innerviert.
  • Symptome bei Störungen:
    • Veränderungen in der Funktion des C2-Sklerotoms, etwa bei degenerativen Erkrankungen der oberen Halswirbelsäule oder bei Fehlstellungen, können zu dumpfen, tiefen Schmerzen im Bereich des Hinterkopfes und Nackens führen. Diese Schmerzen sind oft schwer lokalisierbar und strahlen häufig in benachbarte Regionen aus.

6. Organe (Enterotome/Viszerotome)

Der Nervus occipitalis major ist nicht an der direkten Innervation von Organen beteiligt und besitzt keine viszeralen Anteile. Daher entfallen hier spezifische enterotome oder viszerotome Funktionen.


7. Dermatome

  • Lokalisation:
    • Das Dermatom des zweiten Zervikalsegments (C2) umfasst die Haut des Hinterkopfes und Teile der oberen Nackenregion. Der Nervus occipitalis major innerviert sensibel die Haut des okzipitalen Bereichs und kann bei pathologischen Prozessen im Dermatomgebiet zu charakteristischen Schmerzen führen.
  • Symptome bei Störungen:
    • Typische Symptome bei Dysfunktionen im C2-Dermatom sind brennende oder stechende Schmerzen sowie Empfindungsstörungen, wie Kribbeln oder Taubheit am Hinterkopf. Oft tritt eine Hyperalgesie oder eine Hypästhesie auf, die sich in einer erhöhten oder verminderten Berührungsempfindlichkeit zeigt.

8. Bindegewebszonen

  • Lokalisation:
    • Die Bindegewebszonen des Nervus occipitalis major befinden sich entlang seines Verlaufs, insbesondere im Bereich der Faszien des Nackens und der Kopfhaut. Diese Zonen verlaufen oberhalb der tiefen Nackenmuskulatur.
  • Symptome bei Störungen:
    • Bei Irritationen dieser Bindegewebszonen kann es zu lokalen Schmerzen und einer erhöhten Druckempfindlichkeit kommen. Oft sind diese Veränderungen palpatorisch feststellbar, und es kommt zu lokalen Verspannungen in der umliegenden Muskulatur.

9. Head-Zonen

  • Lokalisation:
    • Die Head-Zonen für den Nervus occipitalis major erstrecken sich über den Bereich des Hinterkopfes und der okzipitalen Region. Über diese Zonen wird Schmerz aus dem Hinterhaupt und dem oberen Halsbereich reflektiert.
  • Symptome bei Störungen:
    • Störungen in diesen Head-Zonen äußern sich typischerweise in reflektorischen Schmerzen im Hinterkopfbereich, die mit Okzipitalneuralgien oder Kopfschmerzen zusammenhängen. Häufig strahlen die Schmerzen entlang des Nackenbereichs bis zur Schädelbasis aus und können durch Muskelverspannungen verstärkt werden.

10. MacKenzie-Zonen

  • Lokalisation:
    • Die MacKenzie-Zonen, die den Hinterkopf betreffen, projizieren ebenfalls Schmerzen aus dem C2-Bereich und überlappen mit den Head-Zonen im Hinterhauptbereich.
  • Symptome bei Störungen:
    • Symptome in den MacKenzie-Zonen bei Störungen des Nervus occipitalis major äußern sich durch tiefe, dumpfe Schmerzen, die über den Nacken hinaus in die oberen Regionen der Schädeldecke ausstrahlen können.