Nervi supraclaviculares (medialis, intermedius, lateralis)

Die supraklavikulären Nerven (Nervi supraclaviculares), bestehend aus drei Ästen – medialis, intermedius und lateralis –, sind sensible Äste des Plexus cervicalis und spielen eine entscheidende Rolle in der sensorischen Versorgung des oberen Thorax und Schulterbereichs. Diese Nerven nehmen ihren Ursprung aus den Rückenmarkssegmenten C3 und C4 und ziehen über das Schlüsselbein hinweg, um die Haut des oberen Brustkorbs und der Schulterinnenseite zu versorgen.

Anatomie, Funktion und Differenzialdiagnostik

1. Nerv

  • Funktion:
    • Die supraklavikulären Nerven sind rein sensibel und übertragen Hautempfindungen aus ihrem Versorgungsgebiet. Sie leiten taktile Reize wie Berührung, Druck, Temperatur und Schmerz an das zentrale Nervensystem weiter, was ihre primäre Rolle als sensorische Übermittler unterstreicht.
    • Aufgrund ihrer rein sensiblen Funktion unterstützen sie keine muskulären Aktionen (also keine Flexion, Extension oder sonstige Bewegungen). Sie vermitteln vielmehr Empfindungen aus dem Hautbereich des oberen Brustkorbs und des lateralen Halses.
  • Segment:
    • Die Nn. supraclaviculares gehören zum Plexus cervicalis und entspringen den Segmenten C3 und C4.
    • Diese Segmente bilden gemeinsam mit weiteren Nerven des Plexus cervicalis eine sensorische und motorische Einheit für die Versorgung des Halses und der oberen Thoraxregion. Die Nervenwurzeln C3 und C4 selbst sind zudem am Zwerchfellnerv (N. phrenicus) beteiligt, was bei reflektorischen Schmerzen im Zusammenhang mit der Nn. supraclaviculares wichtig sein kann.
  • Plexus:
    • Die Nn. supraclaviculares entspringen aus dem Plexus cervicalis. Der Plexus cervicalis besteht aus den vorderen Ästen der Spinalnerven C1 bis C4 und ist sowohl für sensible als auch motorische Funktionen im Halsbereich verantwortlich.
    • Der Plexus ermöglicht die sensorische Versorgung des gesamten Halses und der oberen Thoraxregion und spielt bei der Gewebeversorgung eine tragende Rolle, insbesondere bei der Leitung von Empfindungen, die durch Verletzungen, Überbeanspruchung oder Pathologien im Hals- und oberen Thoraxbereich hervorgerufen werden.
  • Präziser Verlauf des Nervens:
    • Die supraklavikulären Nerven entstehen hinter dem Musculus sternocleidomastoideus (am vorderen Hals) und teilen sich in drei Äste:
      • N. supraclavicularis medialis: Verläuft in Richtung Brustbein (Sternum) und versorgt die Haut über dem Brustbein. Dieser Ast überquert das Schlüsselbein an dessen medialer Seite und endet an der Haut des oberen Brustbeins.
      • N. supraclavicularis intermedius: Zieht über den Bereich des Schlüsselbeins hinweg und versorgt die Haut im zentralen Brustbereich nahe dem Schlüsselbein.
      • N. supraclavicularis lateralis: Verläuft weiter zur Schulter und versorgt die Haut über dem Acromion (dem knöchernen Vorsprung des Schulterblattes) und dem oberen Teil des lateralen Schulterbereichs.
    • Symptome und Syndrome bei lokaler Kompression:
      • Lokale Kompression der Nn. supraclaviculares kann durch physische Druckeinwirkung, Muskelverspannungen oder Engpässe im Hals- und Schulterbereich entstehen. Beispiele sind Engegefühl durch Halsmuskeln oder Druck durch Kleidung.
      • Typische Symptome umfassen Parästhesien (Kribbeln oder Taubheitsgefühl) und Schmerzen, oft dumpf oder drückend, im Schlüsselbeinbereich und entlang des Schultergürtels.
      • Bei wiederholter oder anhaltender Kompression können sich chronische Empfindungsstörungen einstellen, die durch Schmerzmittel nur bedingt beeinflussbar sind.
    • Symptome und Syndrome bei peripherer Kompression:
      • Eine periphere Kompression tritt häufig durch externe Faktoren auf, wie z. B. das Tragen schwerer Taschen auf den Schultern oder Rucksäcke.
      • Zu den Symptomen zählen Kribbeln, Taubheitsgefühl und verminderte Hautempfindlichkeit im Bereich des Schlüsselbeins und der oberen Brusthaut. Diese Symptome können einseitig oder beidseitig auftreten und sich bei Belastung verschlimmern.

2. Innervation des Kennmuskels

  • Da die supraklavikulären Nerven rein sensibel sind, gibt es keine muskulären Hauptinnervationsbereiche.

3. Innervation aller weiteren Muskeln

  • Die supraklavikulären Nerven sind sensorische Nerven, weshalb keine motorische Versorgung weiterer Muskeln erfolgt.

4. Ganglien

  • Lokalisation und Innervationsgebiete:
    • Die supraklavikulären Nerven haben keine direkten Ganglien, die sie unmittelbar beeinflussen. Indirekt sind jedoch die Ganglien des Plexus cervicalis und die cervikalen sympathischen Ganglien für die sensorische und reflektorische Integration im Bereich des Nackens und oberen Brustkorbs wichtig.
  • Symptome und Syndrome:
    • Bei Störungen im Bereich des Plexus cervicalis, z. B. durch Überdehnungen oder Entzündungen, können Schmerzen und Empfindungsstörungen in die sensiblen Innervationsbereiche der supraklavikulären Nerven ausstrahlen.

5. Sklerotome

  • Lokalisation und Innervation:
    • Die supraklavikulären Nerven innervieren keine spezifischen Sklerotome, da ihre Funktion auf die sensorische Versorgung der Haut beschränkt ist. Sklerotome sind üblicherweise mit tieferen Gewebeschichten und Knocheninnervation verbunden.

6. Organe (Enterotome/Viszerotome)

  • Die Nn. supraclaviculares sind nicht an der direkten Innervation innerer Organe beteiligt. Jedoch können reflektorische Übertragungen durch benachbarte Strukturen wie den Zwerchfellnerv (N. phrenicus) bestehen, insbesondere wenn das Zwerchfell irritiert ist (z. B. durch eine Leber- oder Lungenerkrankung). Schmerzen im Bereich des Schlüsselbeins können dann reflektorisch auftreten.

7. Dermatome

  • Lokalisation:
    • Die von den supraklavikulären Nerven innervierten Dermatome erstrecken sich über die Haut der oberen Brust- und Schlüsselbeinregion sowie den lateralen Hals- und Schulterbereich.
  • Symptome bei Störungen:
    • Empfindungsstörungen wie Taubheitsgefühl, Kribbeln und brennender Schmerz treten bei mechanischen Irritationen auf. Betroffene berichten oft über „oberflächliches Kribbeln“ oder „dumpfen Schmerz“.

8. Bindegewebszonen

  • Lokalisation:
    • Die supraklavikulären Nerven versorgen die oberflächlichen Bindegewebszonen im Bereich des Schlüsselbeins und der oberen Brustwand. Diese Zonen sind für reflektorische Schmerzübertragungen und sensorische Rückmeldungen anfällig.
  • Symptome bei Störungen:
    • Bei Überlastung oder entzündlichen Prozessen treten Empfindlichkeit und Schmerzhaftigkeit in diesen Bereichen auf, insbesondere bei Druck oder Berührung.

9. Head-Zonen

  • Lokalisation:
    • Die supraklavikulären Nerven haben Überlappungen mit Head-Zonen, insbesondere in der Projektion auf das Zwerchfell und die Lungenregion.
  • Symptome bei Störungen:
    • Störungen in inneren Organen wie dem Zwerchfell können sich als Schmerzen im Bereich des Schlüsselbeins und der oberen Brust manifestieren. Patienten spüren dabei oft ein „ziehendes“ oder „drückendes“ Gefühl.

10. MacKenzie-Zonen

  • Lokalisation:
    • Es existieren keine direkten MacKenzie-Zonen für die supraklavikulären Nerven; theoretisch könnte die sensorische Reflexbahn des Plexus cervicalis ähnliche Effekte zeigen.
  • Symptome bei Störungen:
    • Reflektorische Schmerzempfindungen und Druckempfindlichkeit treten in den sensorischen Hautbereichen auf und können ausstrahlen, was bei Schulterverspannungen oder Wirbelsäulendysfunktionen beobachtbar ist.