Anatomie, Funktion und Differenzialdiagnostik des Nervus auricularis magnus
Funktion:
Der Nervus auricularis magnus ist ein rein sensibler Nerv, der sich auf die Versorgung bestimmter Hautareale konzentriert, insbesondere auf Bereiche der Ohrmuschel, des Kieferwinkels und der angrenzenden Wangenhaut. Durch seine rein sensible Funktion überträgt der Nerv Berührungs-, Temperatur- und Schmerzempfindungen aus diesen Regionen. Eine motorische Funktion hat er nicht, sodass er keine Muskulatur steuert.
Segment:
Der Nervus auricularis magnus wird von den Spinalnerven der Segmente C2 und C3 gebildet. Die segmentale Innervation dieser Region stellt sicher, dass sensible Informationen aus der Kopf-Hals-Übergangsregion effizient ans zentrale Nervensystem weitergeleitet werden. Diese Segmente übernehmen hierbei vor allem die Funktion der Sensibilität und reflektieren eine anatomische Kontinuität im Bereich des Kopfes und Halses.
Plexus:
Der Nervus auricularis magnus entspringt aus dem Plexus cervicalis, einem Nervenfasergeflecht im Halsbereich, das sich aus den ventralen Ästen der Spinalnerven C1 bis C4 zusammensetzt. Der Plexus cervicalis sorgt für eine harmonisierte Sensibilitätsversorgung in der Halsregion und unterstützt die Vernetzung der sensorischen Signale aus dem Hals-Kopf-Bereich. Diese Signale werden durch den Plexus gesammelt, verarbeitet und an das zentrale Nervensystem weitergeleitet.
Präziser Verlauf des Nervus auricularis magnus:
Der Nerv tritt als ein Ast des Plexus cervicalis in Höhe der Halswirbelsäulensegmente C2 und C3 aus und verläuft an der lateralen Halsseite. Direkt nach seinem Austritt läuft der Nerv entlang des Musculus sternocleidomastoideus, wobei er sich auf dessen Höhe teilt und weiter aufwärts zieht. Am Oberrand des Sternocleidomastoideus verzweigt sich der Nerv in zwei Hauptäste:
- Ramus anterior: Zieht zur vorderen Ohrregion und versorgt die Haut des Kieferwinkels sowie des Unterkiefers bis hin zur Wange.
- Ramus posterior: Verläuft nach hinten und versorgt die Haut über der Ohrmuschel und Teile des seitlichen Halses.
Dieser Verlauf ermöglicht eine gezielte Hautsensibilitätsversorgung, die anatomisch gut strukturiert ist und die Hautbereiche um die Ohr- und Kieferregion abdeckt.
- Symptome und Syndrome bei lokaler Kompression:
Bei einer Kompression des Nervus auricularis magnus, etwa durch Druck im Bereich des Halses (z. B. durch einen eng sitzenden Kragen oder bei seitlicher Lagerung des Kopfes), können Symptome wie Taubheit, Kribbeln oder Brennen entlang der versorgten Hautareale auftreten. Patienten können eine erhöhte Druckempfindlichkeit im Kieferwinkelbereich sowie über der Ohrmuschel verspüren. In manchen Fällen äußert sich die Kompression auch in stechenden Schmerzen, die auf eine vermehrte Sensibilität des betroffenen Hautbereichs hinweisen. - Symptome und Syndrome bei peripherer Kompression:
Eine periphere Kompression, wie sie durch chronische Verspannungen oder durch narbige Verwachsungen entstehen kann, führt häufig zu Sensibilitätsstörungen. Diese äußern sich in Form von anhaltender Taubheit, einem ständigen Kribbeln oder einem verminderten Gefühl für Temperaturunterschiede im Bereich der Ohr- und Kieferhaut. Patienten berichten zudem gelegentlich über eine diffuse Schmerzempfindung, die bei Berührung ausgelöst wird.
2. Innervation des Kennmuskels
Hinweis:
Der Nervus auricularis magnus ist rein sensibel und innerviert keine Muskeln. Eine funktionelle Beteiligung an der Steuerung von Muskeln oder Bewegung findet daher nicht statt.
3. Innervation aller weiteren Muskeln
Hinweis:
Da der Nervus auricularis magnus ausschließlich sensorische Signale überträgt und keine motorischen Fasern besitzt, innerviert er auch keine weiteren Muskeln.
4. Ganglien
Lokalisation und Innervationsgebiete:
Der Nervus auricularis magnus selbst durchläuft keine Ganglien, jedoch wird seine Funktion indirekt durch die benachbarten Ganglien des Plexus cervicalis beeinflusst. In der Nähe des Halses befinden sich wichtige ganglionäre Strukturen, die an der Steuerung der sympathischen und parasympathischen Innervation der Kopf- und Halsregion beteiligt sind.
- Symptome und Syndrome:
Bei Dysfunktionen oder Überempfindlichkeiten in den benachbarten Ganglien des Plexus cervicalis kann es zu Sensibilitätsveränderungen in den durch den Nervus auricularis magnus versorgten Hautarealen kommen. Dies äußert sich unter Umständen in Form von Spannungsgefühl oder Schmerzen, die diffus in den Ohr- und Wangenbereich ausstrahlen. Eine reflektorische Mitbeteiligung dieser Ganglien kann sich zudem in einer verstärkten Schmerzempfindlichkeit oder einem erhöhten Druckgefühl im Ohrbereich manifestieren.
5. Sklerotome
Lokalisation und Innervation:
Der Nervus auricularis magnus ist nicht direkt an der Innervation spezifischer Knochen beteiligt. Allerdings beeinflusst das Sklerotom C2/C3, aus dem dieser Nerv entspringt, die Sensibilität und Schmerzempfindlichkeit in den knöchernen und ligamentären Strukturen der Halsregion.
- Symptome bei Störungen:
Funktionsstörungen im Sklerotom C2/C3, etwa infolge von Halswirbelblockaden oder muskulären Dysbalancen, können zu unspezifischen Schmerzen und einem Druckgefühl im Kopf-Hals-Übergang führen. Diese Schmerzen können auch in die Hautbereiche über der Ohrmuschel und den Kieferwinkel ausstrahlen und so eine reflektorische Schmerzempfindlichkeit in den von diesem Nerv versorgten Regionen hervorrufen.
6. Organe / Enterotome / Viszerotome
Der Nervus auricularis magnus hat keine direkte Verbindung zu inneren Organen und ist daher nicht für viszerale Funktionen verantwortlich. Entsprechend sind in diesem Bereich keine organbezogenen Symptome zu erwarten.
7. Dermatome
Lokalisation:
Der Nervus auricularis magnus versorgt spezifische Hautbereiche (Dermatome) im Ohr- und Kieferwinkelbereich. Er deckt die Haut der Ohrmuschel, des vorderen Ohrläppchens, sowie die Haut über der Ohrspeicheldrüse (Parotis) und Teile des seitlichen Halses ab.
- Symptome bei Störungen:
Bei einer Schädigung oder Kompression dieses Nervs sind typische Symptome in den betroffenen Dermatomen Taubheitsgefühl, Missempfindungen wie Kribbeln oder Brennen, sowie eine verminderte Schmerz- und Temperaturempfindung. Diese Empfindungsstörungen konzentrieren sich auf die Haut des Ohrläppchens, die vordere Ohrmuschel und den Bereich um den Kieferwinkel. Auch Hyperalgesien, also eine gesteigerte Schmerzempfindlichkeit, können in diesen Dermatomen auftreten.
8. Bindegewebszonen
Lokalisation:
Die Bindegewebszonen des Nervus auricularis magnus verlaufen entlang der oberflächlichen Faszienschichten seitlich am Hals und im Bereich der Ohrmuschel.
- Symptome bei Störungen:
Erhöhte Faszienspannungen oder Verklebungen in diesen Bindegewebszonen können zu Einschränkungen in der Sensibilität und Beweglichkeit führen. Häufig berichten Patienten über ein Spannungsgefühl und eine Empfindlichkeit bei Berührung oder Druck in diesen Zonen. Faszienveränderungen in diesen Bereichen können somit reflektorische Schmerzempfindungen oder Missempfindungen im Ohrbereich auslösen.
9. Head-Zonen
Lokalisation:
Die Head-Zonen, die mit dem Nervus auricularis magnus in Verbindung stehen, projizieren Schmerzen und Empfindungen vor allem auf den Ohrbereich und den Kieferwinkel. Diese reflektorischen Hautzonen können Schmerzempfindungen aufgrund innerer organischer Dysfunktionen widerspiegeln.
- Symptome bei Störungen:
Bei Funktionsstörungen in diesen Head-Zonen kommt es häufig zu Schmerzen oder Druckempfindungen im Bereich des äußeren Ohres und der Wange. Patienten erleben gelegentlich auch ein diffuses Druckgefühl, das reflektorisch auf die Haut über der Ohrmuschel ausstrahlt. Solche Empfindungen können Hinweise auf tieferliegende, funktionelle Störungen im viszeralen Bereich sein.
10. MacKenzie-Zonen
Lokalisation:
MacKenzie-Zonen für den Nervus auricularis magnus sind nicht explizit definiert, da dieser Nerv eine rein sensible Funktion für die Haut übernimmt.
- Symptome bei Störungen:
Allgemein können bei Funktionsstörungen der angrenzenden cervicalen MacKenzie-Zonen Empfindungsstörungen im Ohr- und Kieferbereich auftreten. Häufig äußern sich solche Störungen in Form von Taubheit oder einer diffusen Schmerzempfindlichkeit, die in die seitliche Halsregion ausstrahlen kann.