Der Nervus axillaris, auch als Achselnerv bekannt, hat zentrale Bedeutung für die motorische und sensible Versorgung der Schulterregion und des lateralen Oberarms. Als gemischter Nerv führt er sowohl motorische als auch sensible Fasern und ist unverzichtbar für die Beweglichkeit und Stabilität der Schulter sowie für das Empfinden im lateralen Oberarmbereich. Da der Nervus axillaris ein typischer „Schwachpunkt“ bei Schulterverletzungen und -kompressionen ist, zeigt eine differenzialdiagnostische Analyse spezifische Syndrombilder, die sich aus Funktion und Verlauf dieses Nervs ableiten lassen.
Nervus axillaris: Anatomie, Funktion und Symptome bei Störungen
1. Nerv
- Funktion:
- Der Nervus axillaris ist ein gemischter Nerv: Er versorgt den M. deltoideus und den M. teres minor motorisch und spielt damit eine entscheidende Rolle bei der Abduktion und Außenrotation der Schulter. Der Nerv vermittelt ebenfalls die sensible Versorgung der Haut an der lateralen Schulter und am proximalen Oberarm, was für das Berührungsempfinden in diesem Bereich verantwortlich ist.
- Motorische Funktionen: Hauptsächlich verantwortlich für die Abduktion des Arms bis etwa 90 Grad, aber auch für unterstützende Flexions- und Extensionsbewegungen im Schultergelenk.
- Sensible Funktionen: Versorgt die Haut über dem M. deltoideus und sichert die Empfindlichkeit im Bereich der Schulterspitze und des lateralen Oberarms.
- Segment:
- Der Nervus axillaris entspringt den Spinalnervensegmenten C5 und C6. Diese Segmente sind entscheidend für die Beweglichkeit und Sensibilität der oberen Extremität und tragen zur Aufrechterhaltung der Schulter- und Oberarmfunktion bei. Die Segmentbeteiligung ist besonders bei der Überprüfung von Reflexen und Sensibilitätsstörungen nützlich, da sich die neurologische Beteiligung klar eingrenzen lässt.
- Plexus:
- Der Nervus axillaris geht aus dem Plexus brachialis hervor, speziell aus dem Fasciculus posterior. Der Plexus brachialis ist der Hauptnervengeflechtkomplex der oberen Extremität und enthält Nervenfasern, die die motorische und sensible Versorgung des Arms sicherstellen. Ausfälle in diesem Bereich wirken sich daher massiv auf die Funktion des gesamten Arms aus, was eine präzise Lokalisation der Schädigung erforderlich macht.
- Verlauf des Nervs:
- Der Nervus axillaris verläuft vom Plexus brachialis durch die Achselhöhle und zieht anschließend dorsal um das Collum chirurgicum des Humerus. Dabei durchquert er das Foramen quadrilaterum (Viererloch), das ihn besonders anfällig für Schädigungen durch Schulterverletzungen, Humerusfrakturen oder Luxationen macht.
- Symptome und Syndrome bei lokaler Kompression:
- Bei einer Kompression des Nervus axillaris im Foramen quadrilaterum, etwa infolge einer Schulterluxation, treten meist motorische Ausfälle auf. Es kommt zu einer Schwächung des M. deltoideus, was die Abduktion des Arms auf unter 90 Grad einschränkt. Die Patienten klagen oft über dumpfe, belastungsabhängige Schmerzen in der Schulterregion und gelegentliche Empfindungsstörungen an der lateralen Schulter.
- Bewegungseinschränkungen und Sensibilitätsverluste in der Schulterregion sind typisch, da die sensiblen Fasern des Nervus axillaris für die Hautempfindung über dem M. deltoideus und dem lateralen Schulterbereich zuständig sind.
- Symptome und Syndrome bei peripherer Kompression:
- Bei einer peripheren Kompression, z. B. durch Muskelverspannungen oder externe Einflüsse, können Patienten über brennende Schmerzen und eine fortschreitende Schwäche im Schulterbereich klagen. In ausgeprägten Fällen kann eine langfristige Kompression auch zu Muskelatrophien führen, was die Struktur der Schulter sichtbar verändert und zu deutlichen Funktionseinbußen führt.
- Sensibilitätsstörungen treten typischerweise im lateralen Oberarm auf, besonders bei wiederkehrender Belastung, etwa durch Überkopfarbeiten.
2. Innervation des Kennmuskels
- Kennmuskel: M. deltoideus
- Funktion des Muskels: Der M. deltoideus ist der Hauptmuskel für die Abduktion des Arms bis etwa 90 Grad. Er spielt ebenfalls eine Rolle bei unterstützenden Bewegungen wie Flexion, Extension, Innenrotation und Außenrotation im Schultergelenk, abhängig von der Aktivität einzelner Muskelfasern (anteriorer, medialer und posteriorer Teil).
- Symptome und Syndrome bei Störungen:
- Lokale Kompression: Eine Schädigung des Nervus axillaris, z. B. durch lokale Kompression oder Verletzung, führt zu einer Schwäche oder Lähmung des M. deltoideus. Patienten berichten häufig über eingeschränkte Abduktion und Schmerzen bei aktiver Schulterbewegung. In schweren Fällen tritt eine Atrophie des M. deltoideus auf, was die Kontur der Schulter merklich verändert.
- Periphere Kompression: Periphere Nervenkompressionen können zu langsamen, schleichenden Schwächen im M. deltoideus führen, die sich oft in reduzierter Armkraft und Koordinationsproblemen äußern. Patienten bemerken dies oft erst bei Belastung, etwa beim Heben von Gegenständen.
- Dysfunktionelle Muskelspannungen: Muskeltonusveränderungen wie Hypertonus oder Hypotonus können auftreten. Bei Hypertonus entsteht eine übermäßige Spannung mit Bewegungseinschränkungen und Schmerzen, während Hypotonus zu einer schwachen, instabilen Schulter führt.
3. Innervation aller weiteren Muskeln
- Zusätzlicher Muskel: M. teres minor
- Funktion des Muskels: Der M. teres minor unterstützt die Außenrotation der Schulter und trägt geringfügig zur Adduktion bei.
- Symptome und Syndrome bei Störungen:
- Lokale Kompression: Eine Schädigung des Nervus axillaris kann den M. teres minor betreffen und die Außenrotation der Schulter beeinträchtigen. Häufig berichten Patienten über Schmerzen bei Rotationsbewegungen und eine instabile Schulter bei Bewegungen, die Außenrotation erfordern.
- Periphere Kompression: Periphere Kompressionen führen häufig zu schmerzhaften Einschränkungen und Schwächen in der Außenrotation, was sich in alltäglichen Bewegungen, etwa beim Greifen hinter den Rücken, bemerkbar macht.
- Muskeldysfunktion: Bei Hypertonus kann es zu verhärteten, schmerzhaften Muskelspannungen im Bereich der Außenrotation kommen, Hypotonus äußert sich dagegen in einer schwachen und instabilen Schulter bei außenrotatorischen Bewegungen.
4. Ganglien
- Lokalisation und Innervationsgebiete: Der Nervus axillaris verfügt über keine direkt zugeordneten Ganglien, allerdings sind die Spinalganglien von C5 und C6 von zentraler Bedeutung, da sie Ursprung der sensorischen Fasern für den lateralen Oberarmbereich sind.
- Symptome und Syndrome: Störungen in diesen Spinalganglien können zu diffusen, schlecht lokalisierten Schmerzen oder Empfindungsstörungen im lateralen Oberarm führen.
5. Sklerotome
- Lokalisation und Innervation: Der Nervus axillaris innerviert indirekt den Humerus und ist besonders mit dem Collum chirurgicum (Hals des Humerus) assoziiert, das häufig bei Verletzungen betroffen ist.
- Symptome bei Störungen: Schmerzen in diesem Sklerotom treten oft tief im Knochen auf und werden bei Druckbelastung oder Belastungen verstärkt wahrgenommen.
6. Organe (Enterotome / Viszerotome)
- Lokalisation und Innervationsgebiete: Der Nervus axillaris besitzt keine direkte Organinnervation.
7. Dermatome
- Lokalisation: Die Haut über dem M. deltoideus und der laterale Schulterbereich werden vom Nervus axillaris sensorisch versorgt.
- Symptome bei Störungen: Bei Schädigung treten oft Missempfindungen wie Taubheitsgefühle, Kribbeln oder Brennen in diesem Bereich auf. Patienten können auch eine eingeschränkte Temperatur- und Schmerzempfindlichkeit im lateralen Oberarm und Schulterbereich erfahren.
8. Bindegewebszonen
- Lokalisation: Der Nervus axillaris hat Verbindungen zu Bindegewebsstrukturen der Schulter, besonders im Bereich des M. deltoideus.
- Symptome bei Störungen: Veränderte Sensibilität und Druckempfindlichkeit in den Bindegewebszonen sind häufige Anzeichen bei Reizungen und Überbeanspruchungen.
9. Head-Zonen
- Lokalisation und Bedeutung: Keine direkte Beziehung zu Head-Zonen vorhanden.
10. MacKenzie-Zonen
- Lokalisation und Bedeutung: Keine spezifische Beziehung zu MacKenzie-Zonen; Symptome lassen sich eher anderen Nerven zuordnen.
Insgesamt zeigt die Analyse des Nervus axillaris, dass dieser Nerv essenziell für die Funktion und Stabilität der Schulter ist. Kompressionen, Verletzungen und muskuläre Dysfunktionen äußern sich hier deutlich in einer verminderten Schulterbeweglichkeit und spezifischen Sensibilitätsausfällen.