Nervus cutaneus brachii posterior: Funktion und Störungen

Nervus cutaneus brachii posterior – Detaillierte anatomische, funktionelle und klinische Beschreibung

Anatomie und Funktion

Der Nervus cutaneus brachii posterior ist ein rein sensibler Nerv, der aus dem Nervus radialis hervorgeht und als solcher Teil des Plexus brachialis ist. Seine primäre Funktion liegt in der sensiblen Versorgung der Haut des hinteren Oberarms. Dabei leitet er somatosensorische Informationen wie Berührung, Schmerz, Temperatur und Druck aus seinem Innervationsgebiet zum zentralen Nervensystem.

Segmentale Anatomie

Der Nerv entspringt aus den Nervenwurzeln C5 bis C8 und ist somit eng mit der segmentalen Innervation dieser Bereiche verbunden. Diese segmentale Zuordnung ist klinisch von Bedeutung, da Störungen oder Läsionen im Bereich der entsprechenden Spinalnerven oder der zugehörigen Rückenmarksegmente ähnliche Symptome hervorrufen können wie direkte Schädigungen des Nervus cutaneus brachii posterior.

Ursprung und Verbindung zum Plexus brachialis

Der Nervus cutaneus brachii posterior ist ein direkter Ast des Nervus radialis, welcher aus dem Fasciculus posterior des Plexus brachialis hervorgeht. Der Plexus brachialis dient der Bündelung und Weiterleitung motorischer und sensorischer Nervenfasern für die obere Extremität. Aus diesem Netzwerk heraus wird der Nerv bereits im Axillarbereich abgetrennt, noch bevor der Nervus radialis seinen Verlauf in den Sulcus nervi radialis des Humerus nimmt.

Präziser Verlauf

Der Nervus cutaneus brachii posterior verläuft von seinem Ursprung am Nervus radialis in der Achselhöhle (Axilla) nach distal entlang der Dorsalseite des Oberarms. Dabei durchdringt er die Fascia brachialis, um die subkutane Haut der dorsalen Oberarmregion zu innervieren. Sein Verlauf bleibt überwiegend oberflächlich, jedoch in enger Nachbarschaft zu tiefen Muskeln wie dem M. triceps brachii, ohne diese direkt zu innervieren.

Innervationsgebiet der Haut

Der Nerv versorgt die Haut des hinteren Oberarmbereichs sensibel, einschließlich der proximalen dorsalen Region bis zum Ansatz des Deltoideus. Dieses Innervationsgebiet überlappt geringfügig mit den Bereichen des Nervus cutaneus brachii lateralis superior (Ast des N. axillaris), was bei klinischen Tests beachtet werden sollte, um eine exakte Lokalisation von Läsionen zu bestimmen.


Klinische Relevanz: Symptome und Syndrome

Symptome bei lokalen Kompressionen

Lokale Kompressionen des Nervus cutaneus brachii posterior können durch externe Druckeinwirkung, etwa durch enge Gurte oder Stützhilfen (z. B. Schultergurte von Rucksäcken), auftreten. Typische Symptome umfassen:

  • Hypästhesie: Verminderte Sensibilität im hinteren Oberarm.
  • Dysästhesie: Abnorme Empfindungen wie Brennen oder Kribbeln.
  • Hyperalgesie: Gesteigerte Schmerzempfindlichkeit bei Berührung oder Druck.
  • Lokale Schmerzen: Dumpfer, ziehender Schmerz, der oft schwer zu lokalisieren ist.

Symptome bei peripherer Kompression

Periphere Kompressionen des Nervus radialis, beispielsweise im Bereich des Sulcus nervi radialis, können den Nervus cutaneus brachii posterior sekundär beeinträchtigen. Dies führt zu einer Kombination aus:

  • Sensorischen Ausfällen: Hypästhesien oder Parästhesien im dorsalen Oberarmbereich.
  • Schmerzen: Ausstrahlende Schmerzen, die von der Axilla bis zur dorsalen Oberarmregion reichen können.
  • Reflexstörungen: Bei schwereren Läsionen des Nervus radialis können durch die Afferenzen auch Reflexe wie der Trizepssehnenreflex abgeschwächt sein.

Differenzialdiagnostik bei Kompressionssyndromen

  • Plexus brachialis Läsionen: Störungen im Fasciculus posterior oder den Wurzeln von C5 bis C8 können ähnliche Symptome hervorrufen.
  • Radikulopathien: Eine Bandscheibenprotrusion oder -hernie im Bereich von C6 bis C7 kann radikuläre Symptome imitieren.
  • Kompression durch Weichteilveränderungen: Tumore, Hämatome oder myofasziale Triggerpunkte im Bereich des M. triceps brachii könnten eine sekundäre Irritation des Nervs auslösen.

Innervation und Störungen in Bezug auf benachbarte Strukturen

Funktion des Kennmuskels

Obwohl der Nervus cutaneus brachii posterior keine motorischen Fasern führt, ist sein Verlauf eng mit dem M. triceps brachii verbunden. Funktionelle Störungen in diesem Muskel, wie ein Hypertonus, können indirekt zu einer mechanischen Irritation des Nervs führen.

  • Symptome bei muskulären Dysfunktionen:
    • Druckschmerz entlang des Nervs durch erhöhte Muskelspannung.
    • Ausstrahlende Schmerzen oder Parästhesien bei Palpation des Muskels.
    • Einschränkungen der Armstreckung bei zusätzlicher Beteiligung des N. radialis.

Verbindungen zu weiteren funktionellen Einheiten

Bindegewebszonen

Die Faszien des hinteren Oberarms, durch welche der Nerv zieht, spielen eine zentrale Rolle in der myofaszialen Spannungsübertragung. Dysbalancen oder Verklebungen in diesen Geweben können den Nerv irritieren und sekundäre Beschwerden verursachen.

Dermatome

Das sensibel innervierte Hautgebiet entspricht weitgehend dem Dermatom C6-C7, was bei der Differenzialdiagnose relevant ist. Bei einer Wurzelkompression in diesen Segmenten (z. B. Bandscheibenvorfall) könnten ähnliche Symptome auftreten wie bei einer direkten Läsion des Nervus cutaneus brachii posterior.

Head-Zonen

Reflektorische Projektionen von Head-Zonen auf die dorsale Oberarmregion sind selten, können jedoch bei Störungen in der Schulter- oder Humerusregion auftreten.

MacKenzie-Zonen

Die Haut über dem hinteren Oberarm kann als Projektionszone für tiefere strukturelle Dysfunktionen, etwa im Schultergelenk, auftreten. Schmerzen oder sensorische Veränderungen in dieser Zone sollten daher immer in Bezug zu orthopädischen oder neurologischen Problemen gesehen werden.


Zusammenfassung und klinische Bedeutung

Der Nervus cutaneus brachii posterior ist ein rein sensibler Nerv, der eine spezifische, jedoch klinisch wichtige Rolle bei der Innervation der Haut des hinteren Oberarms einnimmt. Seine enge Verbindung zum Plexus brachialis und der sensorischen Verschaltung des Nervus radialis macht ihn anfällig für Störungen durch periphere Kompressionen, muskuläre Dysbalancen und segmentale Irritationen. Eine detaillierte Untersuchung des Innervationsgebiets sowie die Berücksichtigung differenzialdiagnostischer Faktoren sind essenziell, um Erkrankungen oder Läsionen des Nervs zuverlässig zu identifizieren und zu behandeln.