Der Nervus dorsalis scapulae (Schulterblattnerv) ist ein bedeutender Nerv des Plexus brachialis, der die Muskeln des medialen Schultergürtels innerviert. Seine Funktionen sind hauptsächlich motorisch und umfassen die Stabilisierung und Bewegung des Schulterblatts über die Muskulatur, die er steuert. Durch seine Lokalisierung und spezifische Ausrichtung auf die Muskeln des Schulterblatts, spielt er eine Schlüsselrolle bei der Koordination und Haltung des Schultergürtels sowie bei der Beweglichkeit des oberen Rückens und Nackens.
Anatomie, Funktion und Differenzialdiagnostik des Nervus dorsalis scapulae
1. Nerv: N. dorsalis scapulae
Funktion:
Der Nervus dorsalis scapulae ist ein rein motorischer Nerv und spielt eine zentrale Rolle in der Stabilität und Positionierung des Schulterblatts (Scapula). Dieser Nerv versorgt die Rhomboidenmuskulatur (Musculus rhomboideus major und minor) sowie den Musculus levator scapulae, wodurch er indirekt die Haltung des Schultergürtels und die Beweglichkeit des Schulterblatts unterstützt. Der N. dorsalis scapulae ist essenziell für Bewegungen, bei denen das Schulterblatt nach innen (medial) bewegt und stabilisiert werden muss, wie etwa beim Zurückziehen der Schultern und bei Hebebewegungen der Scapula.
Segment:
Der N. dorsalis scapulae entspringt dem Rückenmarkssegment C5. Dieses Segment ist sowohl an der motorischen als auch an der sensiblen Innervation der oberen Extremität beteiligt, auch wenn der N. dorsalis scapulae selbst keine sensorische Funktion hat. Bei Störungen in diesem Segment könnten jedoch reflektorische Schmerzen und Funktionsausfälle im Bereich der Schulter und des oberen Rückens auftreten.
Plexus:
Der Nerv entspringt dem Plexus brachialis, genauer gesagt den Wurzeln des Plexus brachialis, die sich im Halsbereich befinden. Der Plexus brachialis ist ein wichtiges Nervengeflecht, das die gesamten oberen Extremitäten mit motorischen und sensiblen Nervenfasern versorgt. Der N. dorsalis scapulae ist jedoch ein atypischer Nerv, da er früh aus dem Plexus austritt und eine rein motorische Funktion hat. Der Plexus brachialis ist somit entscheidend für die Signalweiterleitung an die von diesem Nerv innervierten Muskeln.
Präziser Verlauf des Nervens:
Der N. dorsalis scapulae tritt nach seinem Ursprung aus dem Plexus brachialis hinter dem Musculus scalenus medius hervor und verläuft entlang des medialen Randes des Schulterblatts. Er zieht unter dem Musculus levator scapulae und verläuft dann in die Tiefe zwischen dem Musculus rhomboideus major und dem Musculus rhomboideus minor. Der Nerv begleitet den Verlauf der Arteria dorsalis scapulae und erreicht schließlich die Muskulatur des Schulterblatts.
- Symptome und Syndrome bei lokaler Kompression:
Eine lokale Kompression des Nervus dorsalis scapulae, etwa durch muskuläre Verspannungen oder Verletzungen des Schultergürtels, kann zu Schmerzen und Bewegungseinschränkungen führen. Diese Beschwerden äußern sich oft als ziehende oder dumpfe Schmerzen entlang des Schulterblatts oder im Bereich des medialen Schultergelenks. Da der Nerv die Rhomboidenmuskeln innerviert, kann eine Schwäche oder Koordinationsstörung in diesen Muskeln zu einer Fehlhaltung des Schulterblatts führen, was Schmerzen bei Aktivitäten wie Heben, Tragen oder Rotationsbewegungen der Schulter verursacht. - Symptome und Syndrome bei peripherer Kompression:
Eine periphere Kompression des N. dorsalis scapulae, zum Beispiel durch Druck im Bereich des Plexus brachialis (etwa durch muskuläre Hypertonie des Musculus scalenus medius oder in Folge von Verletzungen im Bereich der Halswirbelsäule), kann zu ausstrahlenden Schmerzen, Missempfindungen und einer Schwäche des Schultergürtels führen. Häufig beklagen Patienten hierbei ein dumpfes Ziehen entlang des medialen Schulterblattrandes und eine Abnahme der Stabilität und Kraft im Bereich des oberen Rückens und der Schulter.
2. Innervation des Kennmuskels
Innervierte Muskeln:
- Musculus rhomboideus major
- Musculus rhomboideus minor
- Musculus levator scapulae
Funktion des Muskels:
- Musculus rhomboideus major und minor:
Diese Muskeln ziehen das Schulterblatt nach medial und stabilisieren es am Brustkorb. Die Rhomboiden sind dabei essenziell für die Haltung des Schultergürtels und ermöglichen Bewegungen wie das Zurückziehen der Schultern oder das Drehen der Scapula, was insbesondere beim Heben des Arms von Bedeutung ist. - Musculus levator scapulae:
Dieser Muskel hebt das Schulterblatt und unterstützt die Stabilität der Scapula. Der Levator scapulae spielt eine wichtige Rolle bei seitlichen Kopfdrehungen und bei der Stabilisierung des Schulterblatts, insbesondere bei statischen Haltungen und bei Überkopfbewegungen.
Symptome und Syndrome bei Störungen:
- Lokale Kompression:
Eine lokale Kompression des N. dorsalis scapulae oder seiner Zielmuskulatur kann zu Schmerzen entlang des medialen Schulterblattrands führen. Typische Beschwerden sind Schmerzen beim Zurückziehen der Schulter, ein Schwächegefühl im Schultergürtel sowie ein eingeschränktes Heben des Arms, das durch die fehlende Stabilität des Schulterblatts beeinträchtigt wird. - Periphere Kompression:
Eine periphere Kompression, etwa durch Druck auf den Plexus brachialis, führt zu einer Schwäche und Instabilität des Schultergürtels. Betroffene Patienten klagen häufig über dumpfe, ausstrahlende Schmerzen entlang des Schulterblatts und Schwierigkeiten bei Haltungen und Bewegungen, die die Rhomboiden aktivieren. - Dysfunktionelle Muskelspannungen:
Hypertonus im Musculus levator scapulae oder den Rhomboiden kann zu schmerzhaften Verspannungen und einem Steifheitsgefühl im Nacken- und oberen Rückenbereich führen. Hypotonus oder ein Funktionsausfall der Rhomboiden beeinträchtigt die Medialisierung und Stabilisierung des Schulterblatts und kann zu einer Instabilität und einer schlechteren Armbeweglichkeit führen.
3. Innervation aller weiteren Muskeln
Der N. dorsalis scapulae innerviert keine zusätzlichen Muskeln außerhalb der genannten.
4. Ganglien
Lokalisation und Innervationsgebiete:
Es gibt keine direkten Ganglien im Verlauf des N. dorsalis scapulae, da dieser Nerv keine vegetativen Fasern enthält.
Symptome und Syndrome:
Da keine direkte Verbindung zu Ganglien besteht, sind Ganglien nicht direkt relevant für Störungen des N. dorsalis scapulae.
5. Sklerotome
Lokalisation und Innervation:
Der N. dorsalis scapulae innerviert keine spezifischen Knochenstrukturen, wirkt jedoch durch die innervierten Muskeln auf die Position und Stabilität der Scapula ein, die in das Sklerotom C5 projiziert wird.
Symptome bei Störungen:
Bei einer Reizung des N. dorsalis scapulae können reflektorisch Schmerzen und Beschwerden im Bereich des Schulterblatts auftreten. Diese äußern sich oft als dumpfer, druckender Schmerz entlang des medialen Schulterblattrandes und können sich bei Bewegung verstärken.
6. Organe (Enterotome / Viszerotome)
Da der N. dorsalis scapulae rein motorisch ist und keine vegetativen Fasern führt, hat er keine direkte Beteiligung an der Innervation innerer Organe.
Symptome und Syndrome bei Störungen:
Nicht relevant.
7. Dermatome
Lokalisation:
Der N. dorsalis scapulae besitzt keine sensiblen Fasern und innerviert daher keine spezifischen Hautbereiche.
Symptome bei Störungen:
Keine direkte Sensibilitätsstörung zu erwarten.
8. Bindegewebszonen
Lokalisation:
Durch seine motorische Funktion beeinflusst der N. dorsalis scapulae indirekt die Bindegewebszonen entlang der medialen Schulterblattränder.
Symptome bei Störungen:
Verspannungen und Verklebungen im Bindegewebe entlang der Schulterblattmuskulatur können durch eine Überlastung der innervierten Muskeln entstehen und zu Druckempfindlichkeiten führen.
9. Head-Zonen
Lokalisation:
Keine direkte Zuordnung zu spezifischen Head-Zonen.
Symptome bei Störungen:
Nicht relevant.
10. MacKenzie-Zonen
Lokalisation:
Der N. dorsalis scapulae wird nicht spezifisch in MacKenzie-Zonen projiziert, doch Beschwerden im Schulterbereich können reflektorische Schmerzen in angrenzende Zonen verursachen.
Symptome bei Störungen:
Eine Überlastung der Rhomboiden und des Levator scapulae kann in angrenzende Bereiche des oberen Rückens Schmerzen projizieren, welche sich typischerweise bei Bewegungen und Haltungen verstärken, die eine hohe Stabilität des Schulterblatts erfordern.