Anatomie, Funktion und Störungen des Nervus suprascapularis
1. Nervus Suprascapularis
Funktion
Der Nervus suprascapularis ist ein primär motorischer Nerv, der die beiden Muskeln Musculus supraspinatus und Musculus infraspinatus innerviert. Diese Muskeln spielen eine entscheidende Rolle bei der Stabilisierung und Bewegung des Schultergelenks. Während der Musculus supraspinatus für die erste Phase der Abduktion (Abspreizen) des Arms sorgt, ist der Musculus infraspinatus der Hauptmuskel für die Außenrotation des Arms.
Da der Nervus suprascapularis jedoch geringe sensible Anteile hat, die Teile der Schulterkapsel versorgen, können sensible Ausfälle bei Nervenschädigung auftreten, wenn auch begrenzt.
Segment
Der Nervus suprascapularis entspringt den Segmenten C5 und C6 des Rückenmarks. Diese Segmente sind Teil des cervicalen Abschnitts des Rückenmarks und spielen eine bedeutende Rolle in der sensomotorischen Versorgung der oberen Extremität, insbesondere der Schulter und des oberen Arms. Segmental betrachtet sind C5 und C6 entscheidend für Bewegungen, die das Abspreizen und Heben des Arms betreffen.
Plexus
Der Nerv entspringt dem Plexus brachialis, genauer gesagt dem Truncus superior. Der Plexus brachialis ist eine komplexe Nervenstruktur, die die Steuerung der oberen Extremität übernimmt. Der Truncus superior bündelt die Fasern aus C5 und C6, die gemeinsam die stabilisierenden und bewegenden Funktionen im Schulterbereich übernehmen. Eine Schädigung des Plexus brachialis, insbesondere des Truncus superior, würde daher auch die Funktion des Nervus suprascapularis beeinträchtigen und könnte zu einem komplexen Funktionsausfall im Schulterbereich führen.
Präziser Verlauf des Nervus Suprascapularis
Der Nervus suprascapularis beginnt im Bereich des Plexus brachialis und zieht lateral und dorsal entlang der Scapula (Schulterblatt) zur Incisura scapulae, einer Einkerbung an der oberen Kante des Schulterblatts. Hier verläuft er unter dem Ligamentum transversum scapulae superius, bevor er in die Fossa supraspinata (Grube oberhalb des Schulterblattrückens) eintritt. Im weiteren Verlauf tritt der Nerv durch die Scapularspina (Schultergräte) in die Fossa infraspinata ein, wo er den Musculus infraspinatus innerviert.
- Symptome und Syndrome bei lokaler Kompression: Eine Kompression des Nervus suprascapularis tritt häufig in der Incisura scapulae auf, insbesondere wenn das Ligamentum transversum scapulae superius verdickt ist oder eine mechanische Reizung durch repetitive Bewegungen stattfindet. Patienten berichten typischerweise über Schulterschmerzen, die bei Aktivitäten mit Überkopfbewegungen oder beim Heben des Arms zunehmen. Die Schmerzen können von einer Schwäche der Außenrotation und der Abduktion begleitet sein, was die alltägliche Nutzung des Arms stark einschränkt.
- Symptome und Syndrome bei peripherer Kompression: Periphere Kompressionen entstehen oft bei enger Muskellagerung oder Vernarbungen nach Verletzungen im Bereich der Schulter. Dies kann zu schleichend auftretenden Schmerzen und einer Abnahme der Muskelkraft führen, die sich besonders bei Außenrotation und Abduktion bemerkbar macht. Die Schmerzempfindlichkeit kann diffus im Schultergelenk wahrgenommen werden.
2. Innervation des Kennmuskels: Musculus Supraspinatus
Funktion des Muskels
Der Musculus supraspinatus ist der zentrale Muskel für die erste Phase der Abduktion des Arms bis zu etwa 15 Grad, bevor der Musculus deltoideus (Deltamuskel) diese Bewegung weiterführt. Der Musculus supraspinatus ist außerdem ein wichtiger Stabilisator des Schultergelenks und hält den Humeruskopf (Kopf des Oberarmknochens) fest in der Gelenkpfanne, was das Schultergelenk vor Verrenkungen schützt.
Symptome und Syndrome bei Störungen
- Lokale Kompression: Bei Kompression des Nervs im Bereich des Musculus supraspinatus, zum Beispiel durch Verletzungen oder anatomische Engstellen, treten häufig Schmerzen bei der Abduktion des Arms und eine generelle Schwäche bei Hebebewegungen auf. Die Bewegung ist oft begleitet von stechendem Schmerz im Schultergelenk, besonders bei Bewegungen gegen Widerstand.
- Periphere Kompression: Bei peripheren Kompressionen kommt es zu einer allmählichen Verminderung der Muskelkraft und Koordination bei Bewegungen, die durch den Musculus supraspinatus ausgeführt werden. Patienten berichten, dass sie den Arm nicht mehr fließend anheben können.
- Dysfunktionelle Muskelspannungen: Ein erhöhter Muskeltonus (Hypertonus) im Musculus supraspinatus kann zu einer ständigen Spannung und Schmerzen im oberen Schulterbereich führen. Im Fall von Hypotonus oder einer vollständigen Muskellähmung ist der erste Bewegungsimpuls der Abduktion gestört oder unmöglich, was den gesamten Bewegungsablauf des Arms beeinträchtigt.
3. Innervation weiterer Muskeln: Musculus Infraspinatus
Funktion des Muskels
Der Musculus infraspinatus ist der wichtigste Muskel für die Außenrotation des Arms und unterstützt ebenfalls die Stabilität des Schultergelenks. Die Außenrotation ist besonders bei Sportarten und Bewegungen notwendig, die eine Rotation des Arms erfordern (z. B. Wurfbewegungen).
Symptome und Syndrome bei Störungen
- Lokale Kompression: Schmerzen bei der Außenrotation des Arms, die oft tief im Schultergelenk empfunden werden, sowie eine Einschränkung der Beweglichkeit bei Drehbewegungen.
- Periphere Kompression: Eine Schwäche oder ein Ausfall des Musculus infraspinatus führt zu Schwierigkeiten, den Arm nach außen zu rotieren. Dies beeinträchtigt den täglichen Gebrauch, besonders bei Bewegungen über Kopf.
- Muskeldysfunktion: Hypertonus des Musculus infraspinatus kann zu konstanten Spannungsschmerzen führen, während Hypotonus oder Lähmung eine signifikante Einschränkung bei Außenrotation und Stabilität des Schultergelenks verursacht.
4. Ganglien
Da der Nervus suprascapularis hauptsächlich motorische Funktionen hat, besitzt er keine direkten Verbindungen zu autonomen Ganglien. Daher sind vegetative Symptome wie Schwitzen, Temperaturveränderungen oder Vasokonstriktion nicht typisch für eine Schädigung des Nervus suprascapularis.
5. Sklerotome
Der Nervus suprascapularis beeinflusst keine spezifischen Knochenstrukturen direkt, sondern vermittelt durch die innervierten Muskeln Stabilität für die Scapula (Schulterblatt).
- Symptome bei Störungen: Dysfunktionen im Sklerotom-Bereich könnten sich als diffuse Schmerzen im Schulterbereich äußern, oft verstärkt bei Belastung oder Bewegung des Arms.
6. Organe / Enterotome / Viszerotome
Der Nervus suprascapularis hat keine direkte viszerale oder enterotome Beteiligung.
7. Dermatome
Der Nervus suprascapularis innerviert keine spezifischen Dermatome. Die sensible Beteiligung beschränkt sich auf die Kapsel des Schultergelenks.
- Symptome bei Störungen: Betroffene könnten diffuse Schmerzen oder eine eingeschränkte Sensibilität in der Schulter spüren, besonders bei bestimmten Bewegungen.
8. Bindegewebszonen
Der Nervus suprascapularis beeinflusst keine spezifischen Bindegewebszonen.
9. Head-Zonen
Da keine viszerale Verbindung besteht, wird der Nervus suprascapularis nicht über typische Head-Zonen reflektiert. Schmerzen können jedoch in das umliegende Gewebe der Schulter ausstrahlen.
10. MacKenzie-Zonen
Der Nervus suprascapularis zeigt keine direkte Reflexion in den MacKenzie-Zonen.